Donnerstag, 11. Oktober 2012

Abriss der Gesellschaft

Wenn sie alles haben, was sie brauchen, und tun können, was sie wollen, dann spielen sie den ganzen Tag an ihren Telefonen herum und den Mann, der ihnen die Dinger angedreht hat, halten sie für ein Genie.

Ginge es um die Oberen und ihre Defizite, hätten wir schon längst gewonnen und der Dichter Goetz könnte jeden Tag ein noch schöneres Liebesgedicht schreiben für Constanze Zegna, die nur so heißt wie ein italienischer Edelschneider, tatsächlich aber so deutsch ist wie der Goetz und als Journalistin auf dem gleichen Pfad des Irrtums wie er, wenn sie meint, das System entlarvt zu haben, nachdem sie einen seiner Macker der Dummheit überführt hat. Auf dem Rücksitz seiner vom Chauffeur gesteuerten Mercedes-Limousine. Und abends geht es zum Ausklang des Interviews in die Paris Bar, wo der Macker weitere Defizite offenbart, indem er von dem teuren Rotwein, den er bestellt hat, nichts versteht. Natürlich macht das mehr Spaß als Recherchen bei den Massen in den zweiten Klassen. Aber machen wir uns nichts vor: Alle Macht und Ohnmacht geht vom Volke aus

Rainald Goetz, Johann Holtrop, Abriss der Gesellschaft, Roman